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Koreanische Truppen für den Irak: Das Kabinett Süd-Koreas hat am 23.12.2004 der Entsendung von 3.000 weiteren Truppen in den Irak zugestimmt.

Sie sollen dort am 1. April 2004 ihre Aufgaben übernehmen. Vorgesehen sind 8 Monate. Die Truppen umfassen Kampfeinheiten, technisches und medizinisches Personal. Vorgesehen ist die eigenständige Übernahme des Gebietes um Kirkuk (wo es Ende Dezember zu ethnischen Auseinandersetzungen kam. Kirkuk ist die südlichste Kurdenstadt. Sie wurde von S. Hussein „arabisiert“; das Gebiet ist reich an Ölquellen.) Im koreanischen Parlament gab es Widerstand gegen die Entsendung von Truppen. Die öffentliche Meinung ist gespalten. Da am 15. April 2004 Parlamentswahlen stattfinden, ist das Thema brisant (The Korea Herald, 24.12.2003).

„Civic Groups“ wollen – wie bei der Wahl 2000 – auch zur Wahl im April 2004 eine Kampagne starten, in der sie dazu aufrufen wollen, sog. „unfit candidates“ nicht zu wählen. Eine Gruppe, die sich „The People’s Coalition for Civic Rights for the 2004 General Elections“ nennt, erklärte, sie werde entscheiden, welche Kandidaten wählbar seien. Eine weitere Gruppe nennt sich „People’s Power“. Inzwischen haben auch eher konservative Gruppen angekündigt, daß sie Kandidaten beurteilen wollen. Die Medien erwarten heftige Kontroversen zur Wahl (Korea Herald, 24.12.2003).

Am 15. Januar 2004 hat Präsident Roh Moo-hyun den Außenminister Yoon Young-kwan entlassen. Vorangegangen war die Kritik einiger Diplomaten aus dem Außenministerium, die die USA-Politik des Präsidenten öffentlich und privat kritisiert hatten. Präsident Roh erklärte, diese Personen hätten nicht seine neue „unabhängige Außenpolitik“ verstanden. Bei den Bemerkungen über seinen Ansatz in den Beziehungen zwischen Süd-Korea und den USA handle es sich um „inappropriate and intolerable comments“ (Roh) (Korea Herald, 14.1.2004).

Neuer Außenminister: Ban Ki-moon.

Financial Times schrieb am 20.1. 2004, daß es weiterhin Sorge um das nordkoreanische nuclear-Programm gebe. Die mit Atomwaffen bewaffneten Nachbarn Indien und Pakistan hätten nun vereinbart, über Frieden zu verhandeln. Auch Libyen habe erklärt, daß es von Massenvernichtungswaffen Abstand nehmen wolle. Doch in Nord-Ost-Asien gebe es keinen Fortschritt – ja, die Krise habe sich vertieft (F.T., 20.1.2004).

„The Economist“ fragt: Warum sollte man nicht damit leben können, daß Nordkorea die Bombe besitzt? Zumal es nur wenige gute militärische Optionen gebe, mit Nordkorea umzugehen. Man dürfe jedoch die weitreichenden Kollateral-Schäden nicht übersehen. Nordkorea könne gegen Bargeld seine Waren an jeden verkaufen, wie im Falle der Raketen. Der einzige sichere Weg, mit Nordkorea umzugehen, bestehe darin, Nordkorea vollständig, nachweisbar und irreversibel von der Fähigkeit zu befreien, Atombomben herzustellen. Wenn sich Nordkorea weigere, solle man es isolieren. Andere Optionen, einschl. einer militärischen, erschienen weniger befremdlich, wenn die Diplomatie versage (The Economist, 24. Jan. 2004).

Nachdem Nordkorea noch kürzlich erklärte, es könne Atombomben herstellen, hat der stellvertretende Außenmiister Nordkoreas, Kim Gue Gwan, nun gesagt, Nordkorea habe weder ein Programm, noch die Einrichtungen, noch ausgebildete Wissenschaftler, um Uran anzureichern. Warum dieser Rückzug, frage „Economist“. Man vermutet, daß Nordkorea sich herauswinden will aus Präsident Bushs Forderung nach „complete, verifiable and irreversible“ Beendigung aller Nuklearprogramme (The Economist, 24. Jan. 2004).

Auf dem World Economic Forum in Davos hat der Generaldirektor der Internationalen Atombehörde (IAEO) in Wien, Mohammed al Baradei, vor der großen Gefahr eines Atomkrieges gewarnt. Man müsse sich auf ein neues internationales Kontrollsystem besinnen, erklärte er. Die Weitergabe von Nukleartechnik sei beänstigend (Tagesspiegel, 25. 1. 2004; s. auch Interview und Artikel in: Der Spiegel, 26.1.2004, S. 104 und S. 108).

„Jobless growth“: Süd-Koreanische Institute sprechen jetzt auch vom „jobless growth“, d.h. die Wirtschaft wächst, aber die jobs nehmen nicht mehr so stark zu – ähnlich wie in den USA. Ein Wachstum der Wirtschaft von 1 % schaffte 1995 ca. 63.870 neue jobs, aber im Jahr 2003 nur noch 36.450 neue jobs. Ursachen seien der Lohnanstieg und der Schutz des Arbeitsplatzes (Korea Herald, 13.1.2004).

Wall Street Journal Europe berichtet in einem umfangreichen Artikel über die Verschuldung von Kreditkarteninhabern in Süd-Korea. Die sog. schlechten Kredite sollen bei 30 % liegen. Banken mußten den größten Kreditkartenber, „LG Card Co.“ Vor der Insolvenz bewahren (mit $ 3.19 Mrd.). Nach der Krise 1997/98 hat man die Kreditnahme erleichtert (Wall St.Journal Europe, 20.1.2004).



 
   
 
 
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